In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts entdeckte ich gemeinsam mit anderen meiner Generation das sich im Aufbau befindende Internet. Ich war fasziniert von all seinen Möglichkeiten. Nicht nur die schier unendliche Datenfreiheit begeisterte. Auch die einfache Kommunikation und weltweite Verfügbarkeit von Wissen faszinierte auf unglaubliche Weise. Fantastische Projekte entstanden: Internetforen, Google, Skype, Wikipedia, Google Maps, Facebook, Smartphones. Ich war mittendrin, verstand und beherrschte die Technologien. Doch irgendwann häuften sich die Momente des Nachdenkens und führten zum Punkt des Umdenkens.
Ereignisse zum Umdenken
Die rasanten Veränderungen unseres alltäglichen Lebens durch Internet-Technologien haben mich dazu gebracht, die Folgen digitaler Produkte für unsere Gesellschaft intensiver zu hinterfragen. Gut gemeinte Produkte wurden ins Gegenteil verkehrt. Die Liste der Ereignisse ist lang und erschreckend: Absprachen zu lebensverachtenden Handlungen, Diebstahl privater Daten, Bereicherung, Wahlmanipulationen, bewusste Desinformationen, rasant steigende und fallende Aktienmärkte, digitale Massenhysterien und Internetabhängigkeiten …
Heute unverändert, Geld regiert die Internet-Ideen
Weiterhin werden digitale Projekte vor allem von monetären Zielen und durch Erreichung von Marktmacht getriebenen Unternehmungen dominiert. Internetprojekte buhlen um Investoren. Start-ups beschäftigen sich hauptsächlich mit Disruptionen und Markteroberungen. Alles mit dem Ziel der höchstmöglichen Rendite. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft sowie die existierenden Manipulationsmöglichkeiten durch Dritte werden zwar erkannt, jedoch nie auf all seine möglichen Szenarien überprüft.
Unsere Vorstellung der Zukunft
Doch diese Szenarien können stattfinden und werden wahrscheinlicher, je größer das jeweilige Projekt heranwächst. Mittlerweile entwickeln sich Länder mit digitaler Strategie wie China und die USA in Richtung von Dystopien nach dem Vorbild George Orwell und William Gibson. Kulturschaffenden fällt es schwer, glaubwürdige digitale Gegenbilder zu entwerfen. Meistens erzählen diese Geschichten davon, dass fantastische Geräte alles gelöst (technology will solve that all) oder alles zerstört haben. Das Problem lösen, kann sogar bedeuten, dass die Menschheit durch Technologie transzendiert, als Menschheit vergeht und diese Probleme einfach hinter sich lässt. Die allgegenwärtige populäre Science-Fiction bietet hierzu seit Langem weiterhin einfach veraltete Vorstellungen der Menschheitsentwicklung, Kampf und Kriegsfantasien mit magischen Waffen oder Welten, die die Zukunft der Vergangenheit ähnlicher macht als der Gegenwart. Es scheint, als wäre das, was direkt vor uns liegt, wie hinter einem Nebel versteckt. Dieses Problem existiert für unsere gesamte Gesellschaft.
Digitale Verantwortung
Diese Gedanken in meine tägliche Arbeit zu integrieren, bedeutet für mich digitale Verantwortung zu ermöglichen. Nicht alles, was uns Nerds fasziniert und begeistert, führt zwangsläufig auch zu positiven Entwicklungen für die Menschheit. Im Besonderen für Kinder, soziale Chancengleichheit und Umwelt. In meinem Blog möchte ich mich mit diesen Gedanken beschäftigen.